DÄMMERUNG

22. Kapitel: wir verlassen die Kugel (fünf)

du sagst: die Schildkröten sind unser Totemtier
denn sie sind in meinem Bett, beim Einhorn zuhause
und im Park vor unserer Nase.
in ihrem Tempo fahren wir
OUT OF ORBIT
1Kugel und ein ganzes eigenes Universum
im Gepäck
erst wenn du zusammen nach Lärz gefahren bist
kannst du dich Freund*in nennen:
die Sonne im Rücken und die Autobahn als Regenbogen

gestern Abend noch sassen wir auf der Couch im Erker
geredet darüber, dass es vielleicht doch nicht
SO EINE GUTE IDEE
10 Tage wegzufahren.
denn die Struktur steht
die Mechanik ist geölt
wir sind bereit
und müssen jetzt vor allem Propaganda machen
Entrypoints einrichten.
DAFÜR MÜSSEN WIR JETZT NOCH RICHTIG ALARM MACHEN
doch der Geruch von Abenteuer geht vor
nackige Beine auf der Armatur
Kuscheldecken auf dem Rücksitz
aufgeklappte Stickerthinkpads.
dieses life wollten wir doch.
überall arbeiten können und gleichzeitig nicht.

LASS UNS DROGEN NEHMEN UND RUMFAHRN
denn der ADAC ist mit uns
wir stehen A19 KM 22
und um 23:42 heisst es
we have yellow angel protection
und 1teil fährt mit seinem Bus vor
und dem richtigen Schlüssel

 

23. Kapitel: space or brain (zehn vielleicht?)

also eigentlich ist alles da
und wir am start
doch ein Sturm ist angekündigt
und wir warten
haben alles zusammengepackt
es ist schon kalt auch ohne den Anzug
wärmende Katharinen Schifffahrt (ein Wort mit drei f)
also machen wir Plenum.

wir geben den Orten der Alles Allen Academy
TRIPLE A RATING ENDLICH
Namen.
du willst abstimmen.
ich sage: ich habe eine Demokratieallergie
und irgendwie reden wir meta und diskutieren doch
Arbeitstitel: diesdas
Feste Titel: Orbit (Aussenorbit natürlich), Pulsar, Ceres, Andromeda
und der Sarg als Lagerort.

wir setzen uns ins Orbit, endlich
und sind sinnvoll, nützlich
und ich bin
SCHUSTER BLEIB BEI DEINEN LEISTEN
du sagst:
an der academy lernt man so viel.

 

24. Kapitel: realitätsinduzierte Psychose (neunzehn)

es ist Tag 6
auf diesem Kongress
und ich weiss nicht so genau, was alles passiert ist
oder nicht
oben unten Zeit Wald
DIE WIESEN SIND WEIT DOCH UMZÄUNT

der Mainstager baut so lange auf, bis wieder Abbau ist
das Orbit wird auch stetig erweitert um Material
die Academy funktioniert mit ihren drei floors.
du sagst: eines Tages werden die Leute auf unsere Zeit zurückschauen und sagen
SPEED UND ALKOHOL, LEUTE, UND DAS WAR LEGAL!?

ich habe Angst, dass wir den Fokus verlieren
die Energie gebremst ist
wir uns verlieren
aus den Augen
aus dem Sinn
und dass das nichts wird wenn es so weitergeht.
du sagst: die Angst ist schon das Problem.
du sagst: das ist nur so, weil wir alle wissen, dass es so ist.
ich denke: warum schaffe ich es gerade nicht, positiver zu denken?

dann wieder finde ich heraus, wie wichtig das ist, was wir tun
und wie richtig
und wie ich weiss.
WIR SIND DIE DRITTE KRAFT
das binäre Denken aufbrechen
keine Zerstörung
kein ziviler Ungehorsam
sondern darüber hinwegsetzen, einfach so sein wie wir wollen
das tun, was wir wollen
SPIELEN OHNE ANGST
(wir besiegen sie / mit unserer Fantasie)

 

25. Kapitel: theoretisch motiviert, praktisch nackt (zwanzig)

DAS HIER IST KEINE ÜBUNG
mit Ravezauber nehmen wir erstmal den Kulturkosmos ein
dann Hamburg
und alle anderen Städte.
es fühlt sich wieder so an, als hätte was begonnen:
das liegt wohl daran, dass 1zelle endlich wieder was gemacht hat.
DIE TRÄUME NACH AUSSEN LEBEN

der Vollmond ist vorbei
und wir führen dieses Gespräch
im Orbit
wieder so lange, bis die Sonne hochkommt.
DAS LETZTE STARTUP
erhält Besuch vom Pastor.

heute Nachmittag,
ELFTER JUNI ZWEITAUSENDUNDSIEBZEHN UM UNGEFÄHR 21 UHR
ist die Realität gebrochen.
es scheinen genügend Portale gewesen zu sein
und wir haben zwei parallel laufende Stränge
und ich weiss, dass jedes kommende Ereignis
sich in einer der beiden Realitäten abspielen wird.

Realität V
wir sind die grössten Raver
die härtesten Spielerinnen
die offensten Lieben
wir sind für uns da
und damit für die Sache
1zelle hat die Zeit abgeschafft
und die Revolution bricht mit uns aus
wie wir aus uns ausbrechen

Realität K
wir sind die grössten Raver
die härtesten Spielerinnen
die offensten Lieben
wir sind richtig gut.
wir fahren nächstes Jahr wieder zum Hedokongress
und machen einen Floor.

 

26. Kapitel: du hasst nicht Montage sondern hast Lohnarbeit (elf und Anhänge)

frühmorgens läutet der Pastor die Predigt ein
mit Gedanken zur Selbstverwirklichung und zur Revolution
ALIENS WELCOME
Zeit für den Tanzworkshop bis zur Abenddämmerung
Wollfäden, gekochte Plastikenten, Glitschrutschbahn,
es wird ein double rainbow erraved.

du bist gerade wieder aufgestanden und sagst: wir waren zu gut organisiert – es ist extrem frustrierend, breit auf der Tanzfläche zu sitzen, während sie die Anlage noch aufbauen.

du tanzt mit erhobenen Armen vor dem DJ-Pult und sagst: wir müssen aufhören, den Leuten bescheid zu sagen, sondern mit ihnen reden.

du liegst unter zwei Wolldecken und sagst: in der Schlange zum Klo habe ich meine Bindungsangst verloren.

du kochst mir eine Beutelsuppe und sagst: wir dürfen einfach nicht zweifeln.

 

27. Kapitel: 10 days of hedonism (zwanzig, aber irgendwie drei)

1zelle steht
wie auf dem Plakat
ready
in der Dämmerung
DENN UNS GEHÖRT DIE NACHT

ich sage: wenn wir die Probleme in uns nicht klarkriegen, dann wird das nichts mit der Revolution
du sagst: das kennen wir doch aus dem Theater, in drei Wochen kann alles passieren
ich nicke und suche nach der Energie.

 

28. Kapitel: gefallen (zwei)

1mutti ich liebe dich
du sagst: der utopische Ort ist unsere Geburt
denn jedes teil muss um wachsen zu können
um sein zu können
erstmal Liebe und Essen geschenkt bekommen

1klon sagt in der Tagesschau:
wenn wir wissen, wo wir langfahren, dann weiss es der Gegner auch, das heisst, der geneigte Terrorist.

 

29. a new dawn (vier und alle)

WIR SIND UNS ALLE EIN GEGENÜBER
alle teile stehen zueinander in beratender Funktion
1zelle am Feuer
du sagst: danke für’s verlernen.

jetzt haben wir eine Zeitspanne abgeschlossen
ein Zyklus ist vorbei
von Aktionskonferenz zu Aktionskonferenz
9 Wochen.
es ist viel passiert, viel mehr, als ich mir vorstellen konnte
und gleichzeitig auch weniger.

wir sitzen
in der Zeiseküche
und besprechen das Pressevorgehen
zur Klage.
du sagst: es ist offensichtlich, dass wir ein Repräsentationsproblem haben. kuck dir doch mal an, wer da kommt. die repräsentative Demokratie ist zu Ende.
WER HAT EIGENTLICH BOCK AUF WAS?
irgendwie ist der Fahrplan schon so lange klar
seit Monaten
dass er gar nicht mehr so reizend wirkt
dass beim Sprechen darüber mein Elan schwindet
wir haben längst aufgehört, von konkreten Daten zu reden
DIE TAGE IM JULI SIND DIE WOCHENTAGE
Dienstag Cornern
Mittwoch Rave
Donnerstag 1Autonom
Freitag Blockieren
Samstag Grossdemo
Sonntag zum Gefängnis
UND WANN KOMMEN DIE KINDER?

jetzt wird es Ernst
und gerade darum lustig:
jedes Teil legt 1buddy fest als nächstes.
Plenum in der Heimathöhle
wir stellen uns Beschäftigungsbescheinigungen aus, um die Klone zu überlisten
wir müssen uns um die Gesetze rumspielen
RAVEZAUBER STEHT ÜBER DEM GESETZ
du sagst: es geht ja auch darum, die Klone zu verwirren,
hauptsache Stempel drauf.
du sagst: diese Verfügung richtet sich ja eigentlich gegen Versammlungen und nicht gegen die Bewegungsfreiheit. darum sollten wir die Zettel nicht gleich zücken.
du sagst: ja, aber gleichzeitig sagen die Klone auch, dass sie jedes teil, von dem vermutet wird, dass es an ein gathering geht, zurückhalten können.

blaue Zone grüne Linie
pinke Armbänder goldene Ketten lila Visoren marineblaue Hafenarbeiteranzüge

 

30. Kapitel: die Gewaltfrage (sechs)

rote Flora Dunkelkammer
im Sommer
vor dem schwarz übermalten Spitzelkreuzworträtsel werden Plakate und Transparente angebracht
und sogar sat1 ist da:
es ist Pressekonferenz.
ich spreche für alles allen
und suche verzweifelt 1zelle in der Menge
ich befürchte, alleine zu sein
nach all den letzten Tagen und ihren Härten
und als ich zu sprechen anfange
DIE EIGENEN WORTE BRINGEN DIE LIEBE
sehe ich dich (auch 1teil)
und 1teil nach dem anderen.

neue Situation: Podium
du und 1teil sitzt ganz hinten am Tresen
und malt ein Herz auf ein A4-Blatt
wir tragen uns wieder
DIE VISOREN SIND DA
ich erzähle von der Situationsabhängigkeit
ich sage: 1stein zu werfen ist nicht unbedingt radikaler als 1lied zu singen
ALLES KANN ESKALIEREN, WIR LIEFERN NUR DIE STRUKTUR
neben mir die IL, die nicht aufhören kann zu reden
überhaupt sehr viele männliche Stimmen die sich gerne hören
es fällt die Frage nach dem worst case.
GENUA HEILIGENDAMM CASTOR SZENARIEN
du sagst: wir müssen die Deutungshoheit behalten, unser Narrativ nach vorne bringen.
du fragst von hinter der Säule: und was ist eigentlich danach?
ich sage, viel später erst, und überrasche damit mich selbst: es gibt drei Ebenen, die mit dem danach zusammenhängen.
1. das Zwischenmenschliche. die Carearbeit. füreinander da sein und einander auch mal rausholen, wenn 1teil einfach nicht mehr kann.
2. genau diese Liebe, die Träume, die Hoffnung, die Fantasie, die Möglichkeit anderer Welten
DENN DA LIEGT UNSERE KRAFT
nach vorne halten, nach aussen tragen, nach innen verströmen. Inhalte liefern
ALLES ALLEN und nicht einfach nur gegen den Gipfel sein.
3. die Strukturen über diesen positiven Inhalt und dieses Teambuilding, das gerade passiert, immer wieder zusammen und aufeinandertreffen lassen. so wie jetzt.
du sagst: das klingt wie ein Schlusswort.

 

31. Kapitel: wer alle Tage Kuchen isst (sechs)

Sommersonntagnachmittag beim Knust
wir holen mit dem trojanischen Gefährt die Kinder zur Demo
1 neues Ritual entsteht:
Hänsel und Gretel
Teile lassen während der Route bunte Papierschnipsel fallen
damit die Späterkommenden dazu finden können
SPUREN HINTERLASSEN
vor dem Hertzturm wird der ganze Platz mit Kreide bemalt
wildes Durcheinander aus lieben Botschaften
Mandalas, Sprüchen und Geburtstagstortenbildern.

 

32. Kapitel: das Gängeviertel ist ein kritischer Bereich (drei)

WIR STARREN INS KRISTALLGOOGLE
durch Passagen
kommen wir zum Wasser
es fliesst nicht
aber die Treppe bei Schweinske ist so einladend Venedig
und bricht das Schweigen zwischen dir und mir
ENDLICH WIEDER SITUATION
zwei Teile aus Syrien
1 aus Aleppo
am jungfräulich verschmutzten Wasser in der Innenstadt

du sagst: wir hatten zwei Häuser und mein Vater hat 40 Jahre dafür gearbeitet. nur 1 Krieg und alles ist weg. Aleppo war 6 Millionen. jeden Abend haben wir uns auf der Strasse getroffen einfach sitzen, so wie jetzt hier, weisst du? die armen Leute, das Leben ist so viel besser als Reiche. vor 3 Jahren war ich in der Türkei als Schneider, 16 Stunden am Tag, 400 Euro im Monat. es ist so teuer nach Deutschland zu kommen. und die Leute hier sind so traurig und haben viele Probleme.
du sagst: ja, es ist schon sehr absurd alles. meine Post zum Beispiel, die kommt zu Freunden in den Briefkasten. denn da, wo ich wohne, kann ich gar nicht wohnen.
IN MANCHEN RÄUMEN IN DEUTSCHLAND DARF MAN GAR NICHT WOHNEN

Che Guevara auf dem Feuerzeug.
du sagst: das ist es, was wir machen. wir machen die Revolution. und zwar hier. weil die Leute ihre Angst überwinden müssen, ihre Traurigkeit.
du sagst: ja, aber das ist im Kopf.
ja, genau, im Kopf und im Herzen fängt es an.

der Himmel spiegelt sich in der Binnenalster
Dämmerung again
so, dass der Wasserstand sich verunklart.
hinter uns die Klone der Hochbahn
mit laufendem Motor in ihrer Kapsel
ich frage: worauf wartet ihr?
– nichts.
ich sage: ich meine nur, weil ihr mit laufendem Motor vor dem Ubahneingang steht.
– ach so, ganz normal.

 

33. Kapitel: alles einsammeln (zwei)

wir sitzen in der Kulisse
Schaufenster scheinen kritische Bereiche zu sein
eine ältere Muggeldame spricht uns an: sie müssen sich jetzt woanders hinsetzen, ich habe mit meinem Chef telefoniert, das geht so nicht
ich sage: was hat denn Ihr Chef damit zu tun? gehört Ihrem Chef denn der Bürgersteig?
– nein, der gehört der Stadt. gehört Ihnen die Stadt?
– ja, sehen Sie, die Stadt gehört allen. also können wir auch hier bleiben. wir müssen nicht weg.
– na gut. dann möchte ich Sie herzlich bitten, hier wegzugehen.
– so bin ich einverstanden, mit der Bitte.

YOU GOT THE MONEY I GOT THE SOUL
der NDR schenkt uns Butterkekse.

 

34. Kapitel: under pressure (sieben)

du sagst: du kannst halt nicht
unangemeldet da deine Meinung kundtun
es gibt ja eine Bannmeile ums Rathaus und ich hatte die einfach vergessen.
dass schon nur als politisches Statement gilt, kostümiert in einer Gruppe rumzulaufen
die Klone sind schon ziemlich fortschrittlich geworden auch
da hat auch das Kunstargument nicht gezogen
jetzt habe ich den Salat und die Wurst und das Kartoffelbrötchen dazu

du sagst: ich hab halt keine Angst
deshalb krieg ich auch keine Anzeigen

ich sage: das ist der Trick daran
ihnen zu zeigen, wie albern es ist, was sie gerade tun
ich glaub niemandem auf der Welt ist langweiliger als den Klonen gerade

du gibst mir eine Visitenkarte mit der Handynummer einer Anwältin

du sitzt mit mir auf dem Podest auf der Brache
und machst 1DJ
SHOULD I STAY OR SHOULD I GO
TAINTED LOVE
HELP!
unter uns werden Palmen gesägt

im Orbit
1zelle begrüsst sich
READY FOR REVOLUTION?
alleine nur dieser Raum
Leute würden Geld dafür bezahlen, um hier mal reinzukucken

Erinnerungen an Pöseldorf
da hab ich mal Erdbeeren verkauft
und ich war mal mit meinem Chef in einem richtig teuren Steakrestaurant
du sagst: ich muss Montag Dienstag noch arbeiten und mein Auto in Sicherheit bringen, dann bin ich richtig am Start
THE PORTAL IS OPEN

du rufst an und sagst:
das kannst du auch nochmal den anderen sagen, das fand ich so gut formuliert: wenn du aktivistisch arbeitest und denkst, dass du bald gewinnst, dann bist du in zwei jahren tot. weil darum geht es gar nicht, ums gewinnen, sondern darum, permament gehirne und räume zu erweitern.

worauf habt ihr bock?
das Leben leben, das die Klone nicht führen, wie mensch so schön sagt

 

35. Kapitel: extremer ist immer sexy (acht)

und Haareschneiden nach Mitternacht sowieso
1Klon sagt im Bild: das Gängeviertel haben wir genau im Blick, auch von oben. sobald sich etwas illegales rührt, gehen wir in die Häuser rein.
die Mopo schreibt: jetzt kommt der Partyprotest!
und ich denke, wie wenig ALLES ALLEN verstanden wird
als radikale Forderung, die sich nicht in das binäre Denken von Gewalt und Gesetz fügt

der Morgen ist vom Gewitter geprägt
wäscht alles rein der Tornado oder wie auch immer sie das nennen wollen
DER GROSSE STURM STEHT UNS NOCH BEVOR
ich treffe dich im Orbit
that’s where I draw the line
denn ich will mit dir in der Revolution sein.

und das heisst, im Moment zu sein
FÜR EINEN WILLEN WIE AUS WACHS
mache ich jetzt Pizza für die Oase
du machst dazu Pommes
perfekt: 1gathering

du sagst: wenn sie zurückkomt, sagen Sie ihr einen schönen Gruss von der Pantomime. ich erinner mich an das Rotkehlchen und das Brot, das sie mir gegeben hat. das hat so gut geschmeckt.
ich sage: wollen wir uns nicht duzen?
du sagst: ja. ich gehöre auch zum viertel, auch wenn ich ein halbes Jahrhundert weg war.
WENN DU DEINE HÄNDE VOLLER MEHL HAST, DANN KANNST DU MEINE BENUTZEN

Schichtplanung:
also ich will an jede Demo
ich auch
ich auch, aber ich habe mich darauf vorbereitet, dass ich das nicht kann
ja, aber die Demos dauern ja und stehen dann auch wir können uns ja innerhalb der Demos abwechseln
Demoschichtplanung
du sasgt: Freitag Nachmittag werde ich ein Panel auf dem Archipel moderieren, wenn ich da hin komme
VON DIESEM ORT GEHT KEINE ESKALATION AUS

ich pausiere mit dir eine Runde
weiter als zu Penny habe ich es heute nicht geschafft
du ziehst an deiner Zigarette und sagst: ich habe eine Kiste gepackt für meine Freunde, für den Fall.
ich sage: ich glaube, das kommt alles ganz gut.

du sagst: das wird irgendwie mehr eine Cyberoase. auch gut. ein bisschen wie ein Fusionfloor.
die Palmen wachsen nach Mitternacht weiter.

 

36. Kapitel: es ist alles wieder offen (fünf)

ich habe lange geschlafen und bin trotzdem noch müde.
du rufst mich an
und sagst: ich will zum Hurricane und Zelte fürs Camp holen.
ICH BIN IN DIESER STADT GEFANGEN
erstmal
denn ich weiss nicht, ob ich wieder zurück kehren kann

du sagst: das erinnert mich an Kriegsbilder
dass ich verschiedene Zettel mit Stempeln drauf besorgen muss
Bescheinigungen der Existenz, staatliche Berechtigungen
damit ich mich bewegen kann
an Posten vorbei
du sagst: kleb dir doch gleich einen Stern auf die Brust
ANARCHISTINNEN MARKIEREN
wir protesTiere

um es nach Adorno zu sagen: ist es nicht barbarisch, nach Auschwitz Arbeit als Grundlage der Freiheit zu setzen?
FREIZEIT IST DAS GEGENTEIL VON FREIHEIT
du sagst, geloopt und und untermalt: Arbeit, Freiheit und Wahn
Arbeit? wir tun Dinge.
DIES DAS VERSCHIEDENE DINGE

ich frühstücke
du rufst mich an
und sagst: wir können gar nicht sprechen hier, also, ich habe den Schatzmeister kontaktiert
und ich denke, dass wir das mit der Geheimsprache noch üben müssen
aber 1zelle übt ja Telepathie
und verschlüsselt alles (oder versucht es zumindest).

ich sitze auf dem Sofa
du schreibst mir Kurznachrichten
ich versuche dir eine Email zu schreiben
ich rede mit dir
drei verschiedene Stränge ein und derselben Sache
MIT DIR KOMMUNIZIERE ICH SOWIESO NUR NOCH ÜBER ZETTEL
es gilt, die Schlaglöcher auszunutzen.

 

37. Kapitel: für etwas zu sein wird hip (vier)

die ganze Brache ist voller Kinder und Sand
ich assistiere den Kindern beim bemalen der Holzschindeln für die Palme:
die Oase wird Realität.

der Geruch von Erde
von Dung
an meinen Händen
dazu selbst gebackenes Brot.
du sagst: es geht mir nicht ums lieb sein. aber aus meiner Sicht gibt es nichts Politischeres, als in so einem Projekt zu leben mit so diversen Leuten, das Zwischenmenschliche.
DEN ALLTAG AUSHANDELN
sich Schwarz vermummen, gleichzeitig Lohnarbeit nachgehen und grosse Klappe haben, das kann’s doch nicht sein.

du sagst: was mir gefällt an ALLESALLEN ist, dass ich das Gefühl habe, ich kann meine Skills einsetzen, so seltsam sie auch sind. so im Stil von jetzt kommen die Freaks.
wir fahren über den Deich gegen den Wind
auf chillig.
WIR SIND FRIEDLICH WAS SEID IHR?
Urlaub
auf der Insel
weiter kann ich nicht

 

38. Kapitel: Zeitstreiche (vier)

ich sitze mit dir auf deinem Balkon
in Willytown
SEIT 36 STUNDEN IST DAS WETTER GENAU GLEICH
DIE ZEIT SPIELT UNS EINEN STREICH
die Klone nebenan haben ihre Wache mit Bauzaun und Natostacheldraht umstellt.
sie haben Angst
oder sie provozieren
oder beides
überhaupt diese Angst überall
ich rege mich furchtbar auf und sage:
die Teile haben keinen Mut mehr
sie vermummen sich schwarz, mitten auf der Strasse
um dann an einer bewilligten Demo teilzunehmen
und keine einzige Regel zu überschreiten dabei.

du nimmst einen Schluck Chai und sagst: das hat alles angefangen damit, dass St. Pauli Kult geworden ist.
du fährst mit mir einmal Tour bis nach Ottensen und sagst: das hat alles angefangen mit der Repression nach Bambule.
du sitzt neben mir aufm Küchensofa und sagst: ich weiss auch nicht, wann das alles angefangen hat, aber so passiert nie richtiger Riot.
ich fahre mit dir über das Gelände der Hamburg Port Authority und du lachst.
SO LIT SO WOKE
SO ALIVE SO BROKE

auf dem Weg zurütck in die City
hängt am Elbtunnel ein Schild:
wegen Wartungsarbeiten gesperrt vom 6 bis 9 Juli
sogar die älteren Damen im Lift begreifen die Lüge.

 

39. Kapitel: die Hisbollah sind die Rolling Stones unter den Terroroganisationen (fünf)

du sitzt am Couchtisch
an der Oasenkarte
und schwörst, dass du nie wieder Indesign an die Hand nehmen wirst
du fragst mich nach meinen Plänen, Exilplänen
WENN DIE HIER FASCHISMUS MACHEN
ich sage: realistischerweise werde ich im Kampf, lachend, auf offener Strasse erschossen. aber eigentlich will ich nach Kanada.
du sagst, lachend: ich würde nach Kalifornien, San Francisco, die Ecke
du kaust auf deinem Kaugummi rum und sagst: Faschismus ist ja eh schon, ich habe eigentlich keine Angst davor.
WHEN THEY KNOCK AT YOUR FRONT DOOR
und dann habe ich mich verrückt.

du sagst: die Klone an den Messehallen sind ganz abgestumpft
du sagst: sie reagieren auf Pfeifen, wie Hunde
du sagst: ja, aber nicht auf Verkehrsblockaden
ich sage: dafür sind sie ja auch nicht da.

wir haben Bänke und Stühle an die Strasse gestellt
die Muggels ziehen vorbei
ein Klon hält eine Führung durch die Oase
du sagst: heute ist Siebenschläfer.
du sagst: ich finde es so gut, dass so viele Menschen aus verschiedenen Schichten hier aufkreuzen, damit können wir die ganze Härte der Gesellschaft, weisst du, es ist ja nicht so, dass alle mit 30

drei Klonklubs werden zurück nach grossB beordert wegen Fehlverhalten: saufen, pissen, vögeln, prügeln.
du sagst: das kommt mir vor wie eine Guerillataktik von den Klonen, die keinen Bock auf den Gipfel haben.
FRÜH AUFSTEHEN IST DOCH MEHR WAS FÜR DICH

 

40. Kapitel: worauf wir uns freuen (20 ungefähr)

ich freue mich
aufs schwenken und werfen
auf das in der Gruppe stattfinden
auf das Gefühl, dass es verdammt viele Leute gibt, die auch da sind
diese Massen
das gemeinsam was geiles reissen
auf den Anblick, wenn diese neun Wägen durch die Stadt fahren
das stelle ich mir auf jeden fall sehr fett vor
ich bin super gespannt
AND I LIVE BY THE RIVER
und die Eindrücke die ich haben werde die wir haben werden
die Sachen über die wir gesprochen haben, rücken jetzt in greifbare Nähe
und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Stadt aussehen wird

ich freu mich darauf, dass die Klone mal die Oberhand verlieren
ich freu mich aufs basteln, den geilen Kram
auf alles was geplant ist
aufs Planen hier jetzt mit euch
auf alles, was einfach so entsteht und stehen bleibt
und was in der Stadt danach so los ist
dass diese Stadt so voll sein wird und ganz viele Leute, die alle irgendwas tun in dieser Stadt und ich glaube das wird ein schönes Signal, dass wir eine andere Welt leben als die, die jetzt herrscht
DAS SCHÖNE LEBEN
coole erlebbare Gemeinschaft die so crewübergreifend das Gefühl einer grösseren Gemeinschaft hat, so Sachen mit Hoffnungsschimmer und die geilen Ideen die andere haben und wo ich dann denke, wow, das hätte ich auch gerne gemacht
ich habe ja schon angefangen mich zu freuen und habe heute derbe viel Dreck gemacht im Bienenstock es wird einfach total krass diese Menge
cornern, raven, gab es das überhaupt schonmal, dass so ein riesiger Zug durch die Stadt zieht?
ich freu mich über alles was schon da ist und schon passiert ist
und dass die Freude sich am besten weiter steigert
darüber, so mittendrin zu sein bei diesem Happening was man gar nicht so fassen kann eigentlich, was unsere Vorstellungen übersteigt, da mitdrinzustecken
auf viele Überraschungen und viele Situationen
die kleinen Geschichten die zwischen den Menschen entstehen
Gemeinschaft
und einen guten Vibe, das ist entscheidend für das Zeichen das wir setzen.
auf meinen Urlaub zwei Wochen in Hamburg, den drive den vibe den flow, das wir den nutzen zu was ganz Grossem
ICH BIN DA OPTIMISTISCH
ich freu mich mega darüber, dass das alles unter alles allen läuft und wie radikal die Botschaft eigentlich ist
klar, dass der philosophische Diskurs darüber, was das konkret bedeutet, zum Beispiel wie wir das mit den Industrien machen, noch nicht so da ist, aber dass wir nicht antig20 heissen oder so was das ist schon gut.
das ist so ein Punkt ein der Geschichte, gerade in Hamburg, Deutschland, hier so, wo solche Dinge einen irgendwie zum Nachdenken bringen
ICH BIN FROH GERADE HIER ZU SEIN

Bedenken und Ängste besprechen wir dann Sonntag.